Friedenspreisträger Magris: "Europa" romantisch-ironisch

Als "überzeugten Europäer" hat Kulturstaatsminister Bernd Neumann den italienischen Literaturwissenschaftler, Essayisten und Romancier Claudio Magris gewürdigt, dem am 18. Oktober 2009 während der Frankfurter Buchmesse der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen wurde.

Auch in der Begründung des vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels berufenen Stiftungsrates für den Preis wird betont, dass sich der der 1919 in Triest geborene Magris "wie kaum ein anderer mit dem Problem des Zusammenlebens und Zusammenwirkens verschiedener Kulturen beschäftigt hat. In zahlreichen Werken erzählt er von der Vielfalt der Systeme und Sprachen Mitteleuropas, von Eigentümlichkeiten und Gegensätzen. Erzählendes und Reflektierendes, Faktisches und Fiktionales verbindet Claudio Magris in seiner ganz eigenen literarischen Weise und hebt dabei hervor, wie kreativ die Verschiedenheit sein kann, wenn sie denn in ihrer Eigenart geachtet und beachtet wird. Dies führt zu einem Verständnis, das ihn zu einem streitbaren Gegner von Ausgrenzung und kulturellem Dominanzdenken gemacht hat. Claudio Magris tritt für ein Europa ein, das nicht allein unter ökonomischen Gesichtspunkten sein Selbstverständnis erreicht, sondern seine geschichtliche und kulturelle Tradition und Vielfalt bedenkt und darauf beharrt. Es ist das Verständnis eines Humanismus des Einzelnen, der von der mitteleuropäischen Kulturtradition abgeleitet ist und wird dem gerecht, was Claudio Magris 'unser ironisches Gefühl für das Vielfältige' nennt."

Etwas von dieser romantischen Ironie des Autors im Blick auf Europa ist auch in einem Gespräch von 2007 auf www.cafebabel.com zu finden, auf das der Perlentaucher hingewiesen hat: "Ich fühle mich als Europäer, aber mit Europa ergeht es mir wie Augustinus mit der Zeit: 'Wenn man mich nicht danach fragt, was es ist, weiß ich, was es ist. Wenn man mich danach fragt, weiß ich es nicht mehr'." (AJW)
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