Buchpreis: Heiligen die Mittel den Erfolg?

(AJW) Im Vorfeld der Verleihung des Deutschen Buchpreises – er ging 2009 an Kathrin Schmidt für ihren Roman "Du stirbst nicht" – gab es, wie bereits in den Vorjahren, manche Diskussionen über Sinn und Wirkungen dieses Preises: Dient er mehr der Verkaufsförderung als der Auszeichnung literarischer Qualität? Warum können nur Romane ausgezeichnet werden? Können nur die großen Verlage von diesem Preis profitieren? Ist das Auswahlverfahren, einschließlich seiner Long- und Shortlist, offen und transparent genug? Nimmt der große Verkaufserfolg der jeweils prämierten Romane nicht anderen, weniger PR-trächtig inszenierten Titeln vielleicht sogar die Chance auf einen Markterfolg?  

Diesmal kam hinzu, dass durch die Verleihung des Literaturnobelpreises 2009 an Herta Müller – sie war mit dem Roman "Atemschaukel" ebenfalls auf der Liste der 6 Finalisten vertreten – Erwartungen geweckt wurden, dass die Autorin nun auch noch den Deutschen Buchpreis erhalten könnte.

Mit dem Deutschen Buchpreis, Dotierung: 25.000 Euro, will der Börsenverein des Deutschen Buchhandels seit 2005 jeweils zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse in der Tat (nur) den "besten deutschsprachigen Roman" des vergangenen Jahres auszeichnen. Andere literarische Sparten, speziell Lyrik und Sachbücher, gehen hier also leer aus. Allerdings steht seit 2009 mit dem NDR KULTUR SACHBUCHPREIS eine neue Auszeichung bereit, deren Auswahlverfahren dem des Deutschen Buchpreises verblüffend ähnlich ist.

Der Börsenverein macht im Übrigen keinen Hehl aus seiner Absicht, durch intensive PR-Bemühungen im Umfeld gerade dieses Preises die Marktchancen für deutschsprachige Bücher zu steigern. Eine professionelle Vermarktung liege aber durchaus auch im Interesse der beteiligten Autoren/innen und des Leserpublikums, hört man dazu immer wieder aus Frankfurt. Dass dies, genau betrachtet, eigentlich nur für die Letztpreisträger und viel weniger für die Erwählten der Vorausscheidungen gilt, hört man aber hinter vorgehaltener Hand selbst bei der Vergabezeremonie im Römer der Messestadt. Richtig ist andererseits: Medienspektakel und andere Events sind "in" - spätestens seit MacLuhan's Bonmot vor einigen Jahrzehnten, nach dem die Medien zur Botschaft werden, hätten wir es wissen können.

Einen guten Überblick zu den Debatten über den Deutschen Buchpreis bot am Vorabend der Verleihung das DLF-Feature "Spagat zwischen Literatur und Kommerz" von Detlef Grumbach (Deutschlandfunk, 11.10.2009 – im Internet nachles- und hörbar unter http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/1048054/). Fazit des Autors:

"Der größter Erfolg des Deutschen Buchpreises ist womöglich, dass über ihn gestritten wird, über literarische Kriterien, das Verfahren, darüber wer auf den Listen vergessen wurde, wer den Preis eigentlich verdient und gar nicht nötig hätte. So kommt die deutsche Literatur - auch außerhalb der Feuilletonredaktionen - wieder stärker ins Gespräch."

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