Preise: "Filter" für eine Literaturszene in der Türkei

Aus einem Interview mit Orhan Pamuk, Neue Zürcher Zeitung, 27.3.2015

Als ich in den frühen siebziger Jahren zu schreiben begann, wurden vielleicht fünfzig Romane pro Jahr publiziert; mittlerweile sind das Lesepublikum wie auch die Buchindustrie gewaltig gewachsen. Aber die Filter, die eine Art Hierarchie des literarischen Geschmacks erzeugen – Selektion, Förderung durch Preise –, sind bei uns nicht stark genug. So gibt es meinem Empfinden nach eine Art chaotischer Anarchie, die auch zu einer Desintegration der Literaturszene führte. Das ist vielleicht auch demokratisch: Die Schriftsteller haben ihre Blogs, ihre Zeitschriften, ihre Websites, wo sie sich austauschen; es ist heute viel einfacher, sich in den literarischen Dialog einzuschalten oder ein Buch zu publizieren. Es gibt keine sicht- und überschaubare Literaturszene, aber eine Unzahl junger Autorinnen und Autoren. Das macht es für den Einzelnen allerdings auch schwieriger, wahrgenommen zu werden, sich als Schriftstellerpersönlichkeit zu profilieren.

Bild

Bekenntnisse im Sommer-Interview, Juli 2019: Laura Karasek's früher Traum von einem Literaturpreis mehr


Bild

Dr. Rafał Dutkiewicz (Stadtpräsident von Breslau/Wrocław) wurde in Berlin der Deutsche Nationalpreis verliehen mehr


Bild

Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters (BKM) zum Sonderpreis "Kultur öffnet Welten" mehr


Bild

1852 wurde in Berlin der Schinkel-Wettbewerb ins Leben gerufen mehr


Bild

Wie kommt man ins Handbuch der Kulturpreise? mehr